es muss ein sonderbares Gefühl sein, dieses alte Büchlein in den Händen zu halten und zu wissen, dass es einst Deinem Vater gehörte und ihn in so schrecklichen Zeiten begleitete. Er schrieb diese
Zeilen, die jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr alle lesbar sind ... Was dachte er dabei? ... Wie ging es ihm? ... In Gefangenschaft zu sein - das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann
...
Ich hatte letztes Jahr für einen unserer Leser Dokumente übersetzt (russisch - deutsch), es ging auch um seinen Vater, der allerdings aus der Kriegsgefangenschaft nicht mehr zurückkehrte. Vor mir
lagen alte Fragebögen, Lageraufnahme-Papiere, dann schließlich Berichte über den Tod und die namenlose Beerdigung irgendwo auf einem Friedhof Nummer so und so ... und ich hatte einen Kloß im Hals ...
Was fühlte der noch so junge Mann, als er die ganzen Fragen zu seiner Familie beantwortete, als er die Namen und das Alter seiner Frau und seiner drei Kinder angab ... mit dem Wissen, dass er sie
womöglich nie mehr sehen wird? ... Sein Sohn, der mich um die Übersetzung gebeten hatte, selbst schon 70 Jahre alt, hatte Tränen in den Augen, als wir darüber sprachen ...
Auch mir ging das alles sehr nahe, und ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich fühlst, wenn Du das Notizbuch Deines Vaters auch nur berührst ...
Zeitdokumente, immer wieder sehr berührend. Ich sitze oft stundenlang, um die alten Briefe und Dokumente meiner Vorfahren, ihren Briefverkehr mit Freunden zu entziffern.
Dann entfaltet sich eine Zeit, deren Härte, aber auch in ihrer Ordnung wir nur ganz leicht erahnen können.
Liebe Grüße Flo
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Rosa (Donnerstag, 11 Februar 2016 15:16)
Liebe Christel,
es muss ein sonderbares Gefühl sein, dieses alte Büchlein in den Händen zu halten und zu wissen, dass es einst Deinem Vater gehörte und ihn in so schrecklichen Zeiten begleitete. Er schrieb diese Zeilen, die jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr alle lesbar sind ... Was dachte er dabei? ... Wie ging es ihm? ... In Gefangenschaft zu sein - das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann ...
Ich hatte letztes Jahr für einen unserer Leser Dokumente übersetzt (russisch - deutsch), es ging auch um seinen Vater, der allerdings aus der Kriegsgefangenschaft nicht mehr zurückkehrte. Vor mir lagen alte Fragebögen, Lageraufnahme-Papiere, dann schließlich Berichte über den Tod und die namenlose Beerdigung irgendwo auf einem Friedhof Nummer so und so ... und ich hatte einen Kloß im Hals ... Was fühlte der noch so junge Mann, als er die ganzen Fragen zu seiner Familie beantwortete, als er die Namen und das Alter seiner Frau und seiner drei Kinder angab ... mit dem Wissen, dass er sie womöglich nie mehr sehen wird? ... Sein Sohn, der mich um die Übersetzung gebeten hatte, selbst schon 70 Jahre alt, hatte Tränen in den Augen, als wir darüber sprachen ...
Auch mir ging das alles sehr nahe, und ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich fühlst, wenn Du das Notizbuch Deines Vaters auch nur berührst ...
Herzliche Grüße
Rosa
Flora von Bistram (Sonntag, 05 März 2017 07:45)
Zeitdokumente, immer wieder sehr berührend. Ich sitze oft stundenlang, um die alten Briefe und Dokumente meiner Vorfahren, ihren Briefverkehr mit Freunden zu entziffern.
Dann entfaltet sich eine Zeit, deren Härte, aber auch in ihrer Ordnung wir nur ganz leicht erahnen können.
Liebe Grüße Flo