... Als Klaus-Dieter es endlich geschafft hatte, sich bis auf die Socken
auszuziehen, schob sie die Badetasche etwas zur Seite und zog ihren
Mann schnurrend zu sich herunter.
»Scherie-hi ...«
Pfff!
In dem Moment explodierte der Sekt. Mit ohrenbetäubendem Knall
schoss der Plastikkorken aus der Flasche und prallte auf Klaus-Dieters bestes Stück.
Heißer Sekt schoss hinterher.
Klaus-Dieter in die Höhe.
Aus seiner Kehle ein Schrei, der nichts Menschliches mehr hatte. Dann
fiel er in Ohnmacht.
»Klaus-Dieter, Schätzelein ...! Ach, du lieber Gott ... wat mach ich denn
jetzt bloß? ... Klaus-Dieter! Scherie-hi! Werd doch wach, bitte, bitte!«
Elfriede klatschte abwechselnd auf seine Wangen und die Herzgegend,
während ihr dicke Tränen übers Gesicht strömten. »Mein Liebling,
monn kö-hör, wat ist denn bloß passiert? Dat war doch nur Sekt. Un so
heiß kann der doch gar nich gewesen sein.« Sie beugte sich über den
nassen Bauch ihres Gatten und schlürfte mit der Zunge darüber
hinweg. »Sach ich doch. So heiß ist der gar nich. Aber wat ...?«
Elfriede wischte sich ihre Augen trocken und begann, Klaus-Dieters
Körper Stück für Stück abzutasten. Plötzlich zog sie scharf die Luft ein:
»Ach, du dickes Ei! Jetzt weiß ich, wat passiert is.«
.... Irgendwann sackte sie irgendwo auf irgendeinen Bordstein, legte die Arme auf die Knie, den Kopf darauf und weinte. Herzzerreißend und laut.
Nach einer Weile machte sich der rote Feuerball, der lange auf ihrem
Nacken getanzt hatte, auf, um sich auf die weite See zurück zu ziehen
und dort zu versinken. Ein letztes Mal schickte er seine Strahlen zu
Elfie und streichelte sie. Dann zog Dämmerung auf, und lange Schatten
malten schwarze Scherenschnitte auf helle Wände.
Elfie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand und wie spät es war. Aber
es musste sehr spät sein. Es war schon fast dunkel.
Ihr Magen knurrte laut und vernehmlich. Das erinnerte sie daran, dass
sie bereits seit dem Mittagessen und einem Stück Torte am Nachmittag
nichts mehr zu sich genommen hatte. Und wo sie hier in dieser toten
Stadt etwas zu essen und trinken kriegen würde, das stand in den
Sternen. Heute bestimmt nicht mehr.
Mühsam stemmte sie sich hoch und reckte sich. In diesem Moment
öffnete der Himmel seine Schleusen und schickte einen kurzen, aber
sehr heftigen Schauer auf sie herab. Im Nu war ihr Gewand wieder
nass. Aber das war auch schon egal. Inzwischen war Elfie alles egal.
Trotzig hob sie ihr Gesicht gen Himmel und ließ sich den Regen übers
Gesicht strömen. Tränen, Regen, Wimperntusche ... egal. Was brauchte
sie jetzt noch Make- Up? Ohne ihren Klaus-Dieter war ihr alles egal.
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