Calypso, Meer und Schottenrock

Aus dem Kapitel: Mit der MS UKRAINA  auf der Donau:

 

Am Kilometer 0 durften wir uns etwas wünschen. Hier, an diesem magischen Ort mit einem Gläschen Wodka in der einen und einem Stück Brot mit Delta-Hering in der anderen Hand, irgendwo dazwischen noch Fotoapparat und Kamera, durften wir uns etwas wünschen. Diese Wünsche gehen in Erfüllung, heißt es. Also haben wir gewünscht und geglaubt.

Von da an ging es bergab. Obwohl wir bergauf fuhren. Wir waren am Delta gewesen, hatten sozusagen das Ziel erreicht und mussten jetzt die ganzen zweitausendzweihundertdreiundzwanzig Kilometer wieder zurück nach Passau.

Das freundliche Herbstwetter hatte uns verlassen und war am Schwarzen Meer geblieben. Zwar nahm die Vegetation entlang der Donau langsam Farbe an, aber gleichzeitig wurde es auch scheußlich unwirtlich.

Travel-Chaos packte seine Wollsocken aus, rieb sich den Schlaf aus den Augen und überlegte. Er hatte doch noch diesen süßen, kleinen Darmviren in Petto ...

Er hatte so viele, sie reichten für das ganze Schiff.

Für die ganze Rückfahrt.

Aus dem Kapitel: Äquatortaufe  und Karibik

Sonntag, 15. Februar 2009

Verspätet kamen wir in Road Town/ Tortola an. Die Insel gehört zu der Kette der Virgin Islands. Wir hatten nachts den kühlen Regen hinter uns gelassen und freuten uns über die Wärme, die uns begrüßte. Im Bus kurvten wir über die felsige Insel. Wahnsinnig steile Haarnadelkurven, teils im Spitzwinkel, nahmen mir die Luft. Aber der Bus schaffte jede Serpentine. Er schraubte sich immer höher bis zu einem Hotel, in dem wir für Kaffee und Kuchen plus Aussicht gebucht waren. Aber offensichtlich hatten die keine Lust auf uns. Vor der Zufahrt, gleichzeitig Ende des Weges, hing eine dicke Kette mit 

Vorhängeschloss.

Geschlossen, stopp! Weg! Verschwindet!

Wir mussten zurück. Den ganzen Berg wieder runter. Und zwar rück-

wärts. Serpentine um Serpentine. Abgrund um Abgrund. Ich brach zusammen, betete, hoffte inständig, das Ganze möge ein Alptraum sein und ich jeden Moment in meiner sicheren Koje wieder aufwachen. Aber der Alptraum blieb. Er war Realität.

Der Bus schlängelte sich weiter zwischen Fels und Abgrund. Selbst mein verzweifelter Versuch, einen blickdichten Vorhang vor meine innere Fantasie zu ziehen, schlug fehl.

Ich konnte meine Augen einfach  nicht abwenden. Meine Angst zwang mich, in den Abgrund zu schauen und hämmerte mir das Szenario gnadenlos ins Gehirn.

Wie lange würden die hinteren Räder noch Halt finden? Wann würden wir rückwärts abstürzen? Es konnten doch nur Zentimeter sein.

 

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