Ein fahler, kleiner Sonnenstrahl brach durch die Wolken
und schob sich geschwind
durch die Regen blinden Flecken
auf dem Fenster.
Er landete auf dem Glastisch,
drehte eine Pirouette, lachte und sagte:
Kommt raus, los, lasst uns draußen noch einmal spielen.
Wir folgten ihm und ließen uns umarmen
von der unverhofften Wärme.
Übermütig tanzte er vor uns her,
ein kleiner, goldener Kobold,
sprang hierhin und dorthin,
flirrte in Bäume und kitzelte die Blätter,
bis sie wie ein leuchtend bunter Teppich
sanft zu Boden schwebten.
Und immer wieder drehte er sich um:
Kommt schneller, ich will aufs freie Land...
Er sauste vorbei an dem Schwerlastverkehr,
an rußenden Essen und lärmendem Mehr.
Er wollte spielen
und wusste nicht wo.
Wir nahmen ihn in unsere Obhut
und zeigten ihm den Weg.
Dort hinten, im Windschatten der Industrie,
dort, wo es etwas leiser ist,
dort, wo es nicht so nach Abgasen stinkt,
dort, wo die Hundertschaft Möwen pickt,
dort, wo die Krähen lauthals
die sorgsam gepflügten Felder plündern,
dort, wo sich noch Hase und Igel
ihr ewig ungleiches Wettrennen liefern,
dort kann ein Sonnenkind noch spielen.
Es kann tanzen und flimmern,
Illusionen malen, wärmen und lachen,
gaukeln und spielen.
Der kleine, goldene Sonnenstrahl tobte über die Felder
und grünen Wiesen voll hungriger Vögel,
immer mit einem besorgten Blick auf den Horizont.
Dann schmiegte er sich noch einmal ganz flüchtig an uns,
liebkoste uns mit seiner Wärme und sagte,
für mich wird es Zeit, wir geh'n früh zur Ruh,
geht ihr jetzt auch heim, es dunkelt im Nu.
Kurz vor dem endlosen, dunklen Winter
kam er noch einmal zu uns
zwischen dicken, schwarzen Wolken im Westen,
und drohendem Wind.
Frost und Eis standen schon bereit.
Aber in diese kleine Schneise
schickte Mutter Sonne ihre Kinder noch einmal
auf die Welt,
um uns zu sagen,
wir sind immer da.
Auch, wenn ihr uns nicht mehr seht.
Ein Versprechen, wiederzukommen.
Uns zu wärmen.
Und Leben zu schenken.
Copyright: Christel Wismans
eigentlich ist es noch früh
so gegen vier Uhr am Nachmittag
doch die tiefstehende Sonne blendet schon
sie strahlt noch einmal ganz intensiv
durch die kahler werdenden Bäume
zaubert warme Farben
in das nasse Laub auf dem Boden
Dann lässt sie sich fallen
tief aufs Feld
und im Versinken
wirft sie ihre schwarze Schatten
in die lange Allee voraus
es ist Ende November
der Abend naht
Copyright: Christel Wismans
für meine Tochter - Weihnachten 1986
Bewußt leben
aus dem Bauch heraus
Träume verwirklichen
durch beharrliches Glauben
an das Gute und Schöne
bereit sein
anpacken, geben
erleben und hoffen
sich nicht scheuen
immer geradeaus schauen
sich auch mal fallen lassen
in der Hoffnung
aufgefangen zu werden
sich stoßen und verletzen
brennen, bluten
Beulen holen
und wieder aufrappeln
Amok laufen
kämpfen
weinen und lachen
niemals aufgeben
die Sterne vom Himmel holen
der weite Weg
zum erfüllten Menschsein
Leben
Copyright: Christel Wismans
Ein Fremder sieht mich an
seine Augen berühren meine Seele
mein Herz erwacht
und sagt
da bist du endlich
Wie von unsichtbaren Fäden
gezogen
fühl ich mich einer Marionette gleich
Schmetterlinge im Bauch
Wärme auch
Zärtlichkeit pur
unfassbares Staunen
was geschieht da nur?
Sonne brennt auf meiner Haut
der Wind zerzaust mein Haar
vom Sand paniert
in Gedanken
nur bei dir
Doch du
wendest dich ab
drehst dich
wie der Wind überm Meer
hast Angst
anzunehmen
Angst
deine oder meine Welt zu zerstören
Angst.
Dabei habe ich dir soviel zu geben
lass mich an dich heran
lass mich einfach
geben
lass mich dich
wärmen
weißt du denn nicht
dass meine Liebe
einfach geben will
ohne
zu nehmen?
Copyright: Christel Wismans
Die letzte Nacht
Das Brautkleid leuchtet
Unschuldig weiß
in der Dunkelheit
Morgen muss sie es anziehen
Seine Last tragen
Morgen
Morgen ist der Tag
Der schönste ihres Lebens
Morgen ist der Tag
Den sie fürchtet
Morgen ist
Der Tag ihrer Hochzeit
Ein Mann
Der Mann
Der dann IHR Mann ist
Der sie lieben darf
Teil wird von ihr
Sie verschluckt, erstickt
Liebend
Ahnungslos
Spät
Zu spät
Sie kann ihm nicht wehtun
Doch diese Augen
Die anderen
Halten sie gefangen
Im Wachen und Träumen
Brennende Fesseln
Aus schwarzem Blick
Lockend und spöttisch zugleich
Wissend, sicher
Macht, süße Qual
Nach dieser einen
Nacht
Eine Nacht
Ein ganzes Leben
Zu wenig
zu viel
Copyright: Christel Wismans
Die Zeit an sich ist neutral
aber sie hat tausend Facetten
für jeden ist sie anders
sie ist
die Zeit ist kostbar
unbezahlbar
begrenzt
leer, langweilig, tickend, prickelnd, rasend schnell
prall gefüllt, heilend, erdrückend
kostbar
Bei der Geburt kriegen wir
ein geschnürtes Bündel mit:
alles ist ansatzweise vorhanden
vorbereitet sozusagen
aber ohne Gebrauchsanweisung
nichts Konkretes
unsere Fantasie ist gefragt
wir sollen ja auch lernen...
Als Kind dehnt sich die Zeit
unendlich vor uns aus
wir haben Zeit ohne Ende
alles geht zu langsam
wir wollen aktive Zeit
rennen, rasen, spielen, lernen, toben,
lachen, weinen, der Größte sein
dann :
die Welt verbessern, aufbegehren, anecken, gegen den Strom schwimmen,
unangepasst sein, Neues erfinden
Sein
neu sein
individuell sein
die Zeit benutzen für die eigenen Ziele
Noch immer ist Zeit da
in Hülle und Fülle
läßt mit sich spielen
sich nutzen
biegen und austricksen
scheinbar
Irgendwann ist Schluss
Die Zeit macht sich rar
ersetzt ihre alten Freunde
durch Hektik und Stress
zieht sich zurück zu den Kleinen und Alten
dorthin, wo sie sein kann
geschätzt wird
Zeit genug?
Wer hat schon Zeit?
Zeit? Zeit? Zeit?
Hektik ist angesagt
keine Zeit
in das Paket des Lebens zu sehen
will auch keiner
ist viel drin
nicht nur Liebe und Glück
Schwierigkeiten, Krankheit, Arbeitslosigkeit,
Armut, Sterben, seelisches Verhungern
die Palette ist groß...
aber-
das betrifft nicht dich
du hast keine Zeit dafür
noch nicht
du hast Zeit ohne Ende
gute Zeit
reiche Zeit
zufriedene Zeit
Zeit zu deiner Verfügung
Zeit, die du befiehlst
Hast du?
Wirklich?
Plötzlich, mitten in einem Gedanken, einem Vorgang
ganz profan, holt die Zeit dich ein
Einfach so
Plötzlich kommt der Blitz
er schlägt ein
direkt bei dir
ohne Vorwarnung
Einfach so
Plötzlich wird es eng
mit der Zeit
der unbegrenzten
biegsamen
Plötzlich musst du selektieren
was wirklich noch wichtig ist
jetzt
wo es eng wird mit der Zeit
was zählt noch
Wie lange dauern jetzt noch die Stunden
die kostbaren
Warum merkt denn keiner was
die Zeit rennt, rast, stürzt sich kopfüber ins Nichts
weg von dir
du rennst hinterher
versuchst sie zu halten
niemand sieht
was du siehst
warum sieht denn keiner was
Warum vergeuden sie ihre Zeit weiterhin
mit Nichtigkeiten
Streit
Unzufriedenheit
Leichtsinn
Dummheit
Leere...
Warum erkennt denn keiner die Qualität der Zeit
die dir gerade durch die Finger rinnt
Wir müssen lernen, mit der Zeit zu leben
sie zu schätzen, zu nutzen
zu planen
Zeit ist wichtig
kostbar
unwiederbringlich
Zeit ist das zwischen Geburt und Tod
was wir Leben nennen
Zeit zum Leben.
Copyright: Christel Wismans
Schläfrig schon und doch noch wach
wirbeln die Gedanken ein letztes Mal
überaus klar und bewusst
bevor sie sich
schlafen legen.
Ich geh jetzt träumen
von Mandelbäumen
unter zärtlicher Sonne
warm auf der Haut
altvertraut
ich werde mit Wonne
schlafen
fragen, verstehen
eintauchen und gehen
in fremde Räume
in meinen Träumen.
Brennende Sonne, gleißend hell
Hand in Hand
über brennenden Sand
tosendes Meer und schwarzer Wind
die Dünen, wo wir alleine sind
schnell, weiter,
ganz schnell.
Langsam küsst der Abend die Nacht
Dämm'rung kriecht in die Ecken
die Möwen kreischen ein letztes Mal
als wollten sie Tote erwecken
du küsst mich
ganz langsam
mit Bedacht.
Ein schönes Bild voller Wärme und Glut
es könnte sein
war's mal? war's gut?
wie auch immer
vorbei, es war schön
Zeit jetzt
endlich schlafen zu gehn.
Copyright: Christel Wismans
Dunkelheit
Sonnenuntergang
schwarz wird die Welt
der Blitz schlägt ein
mitten ins Leben
hackt entzwei das bisschen Sein
Dunkelheit
weicht der Dämmerung
Sein ist Schein
Dämmerung geht über in
schleichende Dunkelheit
Angst wabert
durch schwarzen Nebel
Dunkelheit
Ende wird zum Anfang
im Dämmerlicht
Gedanken im Jenseits
Körper hier
zerrissen, entzwei gerissen,
Dunkelheit ohne Hoffnung
Anfang ohne Ende
Angst
Aus?
copyright: Christel Wismans
Abschied
Glaube nicht |
Copyright: Christel Wismans
Strahlend blauer Himmel
wölbt sich verschwenderisch
über türkisfarbenem Wasser
braune Schönheiten
kaum verhüllt
von einem Nichts
aus Edel-Design
Himmel und Wasser
blau an blau
grenzenlos, Anfang und Ende
warmer Sand
Öl auf der Haut
Palmen im Wind
in der Luft der Duft von Geld
Steelbands schmeicheln
exotisch bunt
Visa trägt Kringel von Rum
sorgloses Lachen
bringt golden und schwer
die leichte Luft
zum Ersticken
Sie lieben den Reichtum, die Sonne, das Licht -
doch die im Dunkeln
die sehen sie nicht...
Der trübe Morgen geht unbemerkt über
in einen trostlosen Mittag
wolkenverhangen dräut der Himmel
Wind poltert mit Geschepper
in eine leere Konservendose
fegt sie vor sich hin
es dämmert früh, früher als sonst
vereinzelt flammt Licht
matt und kraftlos
zwischen den Schatten der Häuser
taucht die trostlose Nacht
in graue Konturen
eine Katze streicht leise klagend
um achtlos weggeworfenen Müll
eine Stimme schrillt im Hinterhof
verliert sich in finsteren Ecken
Hunde fallen heiser mit ein
Konzert der Verlierer
hier sind sie zuhause
die, die im Schatten leben
dann kommen sie heraus
die, die im Schatten leben
unbemerkt
selber nichts
als dunkle Schatten
Copyright: Christel Wismans
Im Schutze der Nacht
geliebt und gelacht
Träume von morgen
glücklich geborgen
Ketten aus Haut
Luftschloss gebaut
Zusammenleben
Zusammensein
berauschender Traum
vom Glücklichsein
Im Schutze der Nacht
die Liebe wacht
Seit an Seit
mit der Not
Herz an Herz
Sein in Sein
bis zum frühen
Morgenrot
Ein letztes Mal
halt mich ganz fest
ich weiß
du musst jetzt gehn
geh fort
und lass mich einfach hier
du sollst meine Tränen nicht sehn
Ein Kuss
ein Blick voller Zärtlichkeit
die Zeit tickt laut im Raum
du stehst an der Tür
schaust mich an
Hoffnung oder Traum?
Dann fällt die Türe leise zu
mein Schrei prallt lautlos ab
bitte! komm zurück zu mir
"Don’t make my brown eyes blue..."
Copyright: Christel Wismans
Hin und her gerissen
Tränen und Glück
Einsam in sich selber
Wissen
Ahnen und Zweifeln
Hoffen und Bangen
Der Duft
der Rose
weckt Erinnerung
schmerzt
tief drinnen
wie von Dornen geritzt
schlaflose Nächte
blasser Mond
am schweigenden Firmament
funkelnde Sterne
Diamanten millionenfach
im ewigen Eis
locken, versprechen,
verbrennen kalt
eiskalt lächelnd
deine Seele
Der Morgen ist Hoffnung
neues Leben
Sonne wärmt
bis ins Herz
Mut wächst neu
aus den Ängsten der Nacht
erstarrte Kälte
bricht
aus dem Panzer
heraus
ins Licht
der Hoffnung entgegen
Liebe braucht
Licht
Wärme
Freiheit,
um zu leben
Liebe ist
Angekommen sein
Copyright: Christel Wismans
Momente, die hierhin und dahin führen können
von Sternenstaub
Geh behutsam damit um.
so wie sie sind
Geh behutsam damit um. |
Copyright: Christel Wismans
...ein uraltes, kleines Kerlchen,
immer da, immer nah...
es war einmal ein Gefühl
das tauchte auf wie ein Schachtelmännchen
machte sich breit in mir
und sagte frech:
hier bin ich.
okay, dachte ich,
ich werd schon auf dich aufpassen
und wenn du zu übermütig wirst-
dann- ab, zurück in die Schachtel
wo du hingehörst.
Dachte ich.
Aber dieses Gefühl war wirklich ein freches Kerlchen
einfach nicht zu bändigen
heiß wie Fieber
hartnäckig wie eine Sommergrippe
und dazu penetrant aufdringlich.
Ich glaube, ich werde umdenken müssen:
wenn man ein Gefühl zulässt
muss man es auch leben lassen
bis es eines Tages
freiwillig wieder in der Schachtel verschwindet
um irgendwann von neuem wieder aufzutauchen.
Copyright: Christel Wismans
Du lebst nur einmal
sagst du
und langst voll zu
und nimmst
und nimmst
willst alles
dabei wunderst du dich
dass deine Hände leer bleiben
und dein Herz kalt.
Hör auf damit
halt ein
und gib
gib einfach
deine Liebe
deine Wärme
dein Gefühl
gib dich
ganz und gar
und du wirst alles bekommen
mehr
als du jemals gesucht hast.
Copyright: Christel Wismans
Nie wieder
nie wieder, hattest du dir geschworen
lasse ich jemanden an mich heran
doch dann kam er
eigentlich nicht dein Typ
einfach nur ein Mensch
Was heißt "nur"?
Ein Mensch eben
einer, der die winzige offene Türe sieht
und eintritt,
als wäre er hier zuhause
zuhause bei dir
einer wie er.
Copyright: Christel Wismans
Dunkelheit, noch rabenschwarz,
draußen vor unsrem Fenster,
stille flüstern die Schatten,
sie flüstern in meine Träume,
schweben auf meinem Gesicht:
wach auf!
Träge tauche ich auf
aus dem Reich der bunten Fabeln
und liege lauschend da.
Ein erstes kleines Stimmchen,
noch leise und zart,
um niemanden zu stören,
erhebt sich aus dem Schatten
und singt sein süßes Lied.
Langsam hebt sich der Schleier der Nacht,
fahles Licht wie stumpfes Silber
schimmert durch die Schwärze,
tief atme ich die Frische des neuen Morgens
kühl, voll Harmonie und Frieden.
Ein Meisenpärchen schrillt und schimpft
genau vis-à-vis im Baum
übertönt den einsamen Sänger dort
ich hör seine Stimme noch kaum.
Einzelgänger ist er,
Einzelsänger,
dessen Namen ich nicht weiß,
fast wie die Amsel klingt
wenn sie zur Paarungszeit
lieblich, süß und voll Verlangen
hoch oben auf dem Dache singt.
Langsam weicht die Dunkelheit,
ein Hauch von Gold und Röte
gibt Licht für die erwachende Welt.
Vögel zwitschern um die Wette
was das Zeug nur hält.
Darein mischt sich der Straßenlärm
auch hier ein neuer Morgen,
die ersten Trucks, Pendler und Züge
auf ihrem Weg
und neue Alltagssorgen.
Copyright: Christel Wismans
Nachwort zum besseren Verständnis:
Dies hier sind Gedichte, einfach nur Gedichte und keine verkappte Biographie :-) Liebesgedichte gibt es wie Sand am Meer. Mich reizen nur die Fast-Liebesgédichte. Die von der beinahe Liebe erzählen, der weggeworfenen, der hinterher getrauerten, der ersehnten, verbotenen... das sind die reizvolle Themen, alt wie die Welt und doch immer noch brandaktuell
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Siglinde Bickl (Montag, 15 Juni 2020 17:52)
Es ist Juni und nach diesem Text friert es mich ein wenig, aber nur so ein bisschen, es dauert ja noch bis November, gelle?
Gruß Siglinde