Am nächsten Morgen um sieben Uhr legte unser Schiff in Puerto Caldera in Costa Rica an. Hier war es noch heißer als auf den Karibikinseln.
Mit einem Bus brachen wir auf zu einer Tagestour.
Gott, ist das ein schönes Land! Es wird gerne mit der Schweiz verglichen, und tatsächlich, es ist sauber und fruchtbar mit glücklich grasenden Kühen an saftig grünen Hängen.
Ständig änderte sich die Landschaft, während der Bus sich höher und höher ins Gebirge schraubte. Atemberaubende Ausblicke, mir wurde ganz schummrig, obwohl ich nur mit der Nase am Busfenster hing. Endlich erreichten wir den Nationalpark mit dem Vulkan Poás. Er liegt auf etwa 2700 Metern Höhe und soll den größten Geysir der Welt haben.
Üppige Vegetation, alles überdimensional groß, wächst an seinen fruchtbaren Rändern. Wir bahnten uns einen Weg in die erste Reihe, und erschrocken zuckte ich zurück. Es kochte und brodelte, zischte und qualmte; eine riesige, lebendige Hexenküche tat sich vor uns auf. Die Vorstellung, dass dieser noch tätige Vulkan sich plötzlich für unsere Neugier rächen könnte, mahnte mich, ganz bescheiden wieder in den Hintergrund zu treten und schon mal langsam den Rückweg anzutreten. War mir alles zu unheimlich. Ich bin aus Emmerich. Wir haben nur den Eltenberg.
Der Rückweg im Bus war ein anderer. Wir passierten verschiedene Klimazonen. Spüren konnten wir es im klimatisierten Bus natürlich nicht, aber deutlich sehen.
Gegen Mittag erreichten wir die LaPaz Wasserfälle und Gärten. Beim Aussteigen hängte sich die schwülwarme Luft wie eine feuchte Wolldecke über uns. Die hohe Luftfeuchtigkeit kündete von den fünf Wasserfällen, die hier irgendwo sein sollten.
Nach dem Mittagessen gingen wir auf Entdeckungstour. Als Erstes landeten wir in einem wunderschönen Schmetterlingsgarten. Er soll einer der größten Amerikas sein. Schmetterlinge in allen Größen und fantastischen Farben flatterten unbekümmert um uns herum, setzten sich auf Glatzen und nackte Haut und posierten für die Kameras wie kleine, filmerprobte Diven.
Vor lauter Entzücken wussten wir gar nicht mehr, wo wir zuerst hinsehen sollten. Die exotischen Pflanzen waren mindestens genauso überwältigend wie die Schmetterlinge, die in ihnen wohnten. Und überall standen Schälchen mit Bananen.
Fressen Schmetterlinge Bananen?
Schmetterlinge fressen Bananen. Mit Begeisterung und Appetit.
Wieder was dazu gelernt.
Und weiter gingen wir. Von den Schmetterlingen zu den Kolibris und immer weiter dem Rauschen nach. Immer mehr änderte sich die Luft. Wir befanden uns inzwischen im tropischen Regenwald. Oder war es vielleicht der Nebelwald? Wir waren nicht sicher. Es gibt hier beides.
Und dann plötzlich sahen wir tief unter uns den ersten Wasserfall. Wassermassen donnerten aus ziemlicher Höhe in einen schwarzen See. Riesige Farne, dichte Feuchtigkeit wie Gischt und Dämmerung. Die Sonne war nicht mehr zu sehen.
Vorsichtig tasteten wir uns auf den rau behauenen Wegen neben den Felsen entlang, über Holzbrücken und rutschige Stege. Unsere Kameras versteckten wir vorsichtshalber unter Jacken und Hemden, damit die Feuchtigkeit sie nicht zerstört. Wir waren in Utopia.
Immer weiter gingen wir, von Wasserfall zu Wasserfall. Wenn die Sonnenstrahlen es schafften, sich für einen Augenblick durch die himmelhohen Pflanzen zu schieben, brachten sie die Farne zum Glühen. Phosphoreszierendes, grünes Glühen im Dunst.
Dieser Tag in Costa Rica wird uns immer unvergessen bleiben. Ein wunderschönes, kleines Land. Ein Land zum Träumen.
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