Der Himmel über Usedom


 

Der Himmel über Usedom ist weit, unendlich weit und blau.
Strahlend blau wie ein Kindergemälde mit einer dickstrahligen Sonne oben in der Ecke.
Weiße Wölkchen wahllos hineingetupft.
Dazwischen Möwen, kleine weiße Strandmöwen und riesige Seemöwen, bei denen man unwillkürlich den Kopf einzieht, wenn sie sich kopfüber herunter stürzen.
Vereinzelt fliegen Kormorane, erscheinen schwerfällig neben den eleganten Möwen.
Und der Himmel ist weit und blau.


Der Himmel über Usedom ist verschwunden. Und mit ihm die Sonne.
Verschwunden hinter drohenden Wolkengebilden, grau, prall, schwarz und regenschwer. Sie jagen und ballen sich, türmen sich auf in bizarren Formen und Farben, vereinen und lösen sich wieder. Sturm rüttelt und schüttelt oben und unten.
Und der Himmel hängt tief über schwarzem Wasser mit weißen Schaumkronen.

Der Himmel über Usedom ist blutrot. Unendlich weit und rot.
Die untergehende Sonne lässt sich Zeit.
Langsam, ganz langsam streut sie ihren feurigen Glanz über den Horizont, färbt Himmel und Meer, lässt sie leuchten wie einen riesigen Granat.
Der Himmel über Usedom brennt.


 

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die Insel Usedom


 

Usedom ist die Insel mit den meisten Sonnenstunden in Deutschland, oben in Mecklenburg-Vorpommern, ganz weit rechts, dort, wo es nach Polen geht.
Ganz weit weg vom Niederrhein..............

2009:

 

Inzwischen gibt es die A 20, die kurz unterhalb von Lübeck von der A1 abgeht und direktemang Richtung Usedom führt.
Früher musste man immer über die alte Transitstreckt entlang der Ostsee fahren oder querbeet. Und das dauerte, dauerte,dauerte ...

Jetzt also zum ersten Mal über die neue A 20 ein bisschen parallel zur Transitstrecke, aber alles unterhalb: unterhalb von Rostock, unterhalb von Stralsund und unterhalb Greifswald. Ideal.
Die neue A 20 ist gut zu befahren, nicht zu voll, zweispurig, aber ok.
Allerdings: Achtung! Vor Rostock ist kilometerlang 100 kmH. Ohne ersichtlichen Grund, einfach so. Aber: die brauchen Geld! Sie blitzen!
Die Fotos, die keiner wirklich will, sind unscharf, künstlerisch absolut wertlos, aber je nachdem – schweine-teuer!

Wir hatten übers Internet das Hotel „Bergmühle“ in Bansin gebucht. Es liegt etwas außerhalb, im Ortsteil Neu Sallenthin.
Der Ort selber, der zu den drei Kaiserbädern gehört, ist umgeben von 7 Seen. Dazu kommt der lange, weißsandige Strand der Ostsee.

Das Hotel ist ein rund hundert Jahre altes Haus, direkt an der Landstraße, vollkommen umgebaut: neu, hell, luftig und freundlich. Die Zimmer sind einfach, sehr sauber und günstig. Und das Frühstück ist absolut klasse. Da bleibt kein Wunsch offen.
Wir haben meistens auch abends hier gegessen, die Fischkarte rauf und runter. Und alles war phantastisch. Frisch, lecker und sehr günstig.

Bei den Preisen hier auf Usedom gingen uns die Augen über. Fisch, frisch und lecker wie nirgends sonst, zu absolut günstigen Preisen. Auch Kaffee und Kuchen!
Der Hotelier erzählte uns, sie mussten mit den Preisen runter gehen, weil die Kunden die paar Kilometer weiter bis nach Polen fuhren und dort günstig gegessen haben. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Preise den polnischen anzupassen.

Vom Hotel aus brauchten wir zu Fuß gut eine halbe Stunde bis runter durchs Dorf zur Promenade/ Strand. Seltsamerweise ist der Weg hügelig, das hatten wir nun gar nicht erwartet.

Der Anlass unseres Usedom-Besuchs war eine familiäre Angelegenheit. Eine Strandhochzeit. Das Wetter schlug Kapriolen, es stürmte, die See rollte in meterhohen, schwarzen Wellen mit dicken Schaumkronen an den Strand, aber die Sonne brannte. Manchmal.
Heiß und kalt.
Ein unvergessliches Erlebnis. Die geschätzten hundert Zaungäste auf der Seebrücke haben sich mit Sicherheit genauso einen „eisigen Sonnenbrand“ eingefangen wie die Hochzeitsgäste.
Gänsehaut pur und Sonnenbrand. Alles gleichzeitig.

Usedom halt.

Am nächsten Tag war der Sturm weiter gezogen, und wir mieteten uns Fahrräder wie das fast alle Urlauber tun, die ihre eigenen Räder nicht dabei haben.
Die Fahrräder waren gut, mit 3-7 Gängen ausgestattet und kosteten pi mal Daumen 6 Euro pro Tag.

Über die Promenade von Bansin fuhren wir Richtung Heringsdorf, Ahlbeck und kurz rein nach Polen. Überall hielten wir an, erkundeten Ort für Ort und Seebrücke für Seebrücke. Was uns besonders auffiel: überall war es war sauber und gepflegt, selbst die öffentlichen Toiletten. Orte, Strände, Wege, bunt blühende Rabatten, alles tiptop. „Das ist die Kurtaxe“, sagte unser Hotelier.

Fast alle alten Häuser waren inzwischen komplett renoviert worden. Und zwar vom Feinsten. Man erkennt trotzdem noch die alten Ex-DDR-Häuser, die den Bonzen vorbehalten waren, aber auch die anderen, einfachen Häuser waren liebevoll wiederhergestellt worden. Alt und neu in vollkommener Harmonie. Großklotzige Paläste neben normalen Häusern. Seit an Seit. Sogar einfache Geländer am Straßenrand waren aus VA geschmiedet, hier auf Usedom sind große Gelder gut angelegt worden.

Die Sonnenuntergänge auf Usedom sind legendär. Sie nehmen sich Zeit, sie haben Platz, sie sind unvergesslich. Es kann noch so stürmen und kalt sein, die Sonne geht abends weithin sichtbar unter: langsam, damit es auch jeder mitkriegt. Ganz langsam färbt sie sich beim Sinken tiefer und tiefer von rötlich-gelb um etliche Nuancen das Spektrum runter bis zum dunklen Glutrot.

Die Küstenregion mit den berühmten Kaiserbädern ist nur ein Stückchen Usedom. Weiter hoch geht die Schmalseite der Insel bis Peenemünde, das sehr geschichtsträchtig ist. Hier auf diesen paar Quadratmetern in der Ostsee nahm in den 40iger Jahren revolutionäre Technik ihren Anfang. Wernher von Braun konstruierte und testete. Von hier aus wurde die erste Rakete ins All geschickt, hier war Adolfs Heeresversuchsanstalt. Es gibt noch ein paar interessante Erinnerungen zu besichtigen.

Etwas unterhalb findet man in Höhe von Karlshagen fantastische Urlaubsmöglichkeiten für Familien mit Kindern, die nicht unbedingt in feiner Bäderumgebung und kindernurgeduldeten Hotels Urlaub machen wollen. Hier kann man sich je nach Bedarf ein ganzes oder halbes reet gedecktes Haus mit reichlich Platz und direktem Zugang zum Strand mieten.

Oder das Achterwasser: Neben Wasserfans auch für Golfspieler die erste Adresse auf Usedom. Wunderschöne, sattgrüne, gepflegte Anlagen.
In Lottin, einem kleinen Nest am Achterwasser, gibt es ein berühmtes Szene-Lokal. Wir kennen es nicht selber, wir haben nur davon gehört. Der Wirt fragt abends die Fischer: was habt ihr gefangen heute? - Gut, dann gebt mir mal...
Wenn man viele, viele Wochen vorher reserviert, sitzt man mit großer Wahrscheinlichkeit Tisch an Tisch mit wirklichen Promis, die den gleichen Fisch aus der Ostsee auf die Gabel spießen wie man selber.

Usedom eben.

Aber Achtung: Usedom ist eine Insel. Und zwar ohne feste Brücken. Man sollte sich also im Vorfeld über die Zeiten der Zugbrücken informieren. Sind sie hoch, um auch mal Schiffe durch zu lassen, entsteht augenblicklich ein eventuell sehr langer Stau. Am besten, Sie kommen unmittelbar vor dem Hochziehen der Brücke, wenn schon alle rüber sind und huschen noch schnell eben durch. Oder aber Sie stehen als einer der ersten in der Schlange, wenn die Brücke wieder runter gelassen wird. Bloß niemals mittendrin.
Denn das dauert.

Obwohl - Usedom ist auch einen ausgewachsenen Stau wert.

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Mein Kaiserbäder-Ring

 Ein Jahr später klingelte plötzlich mein Handy.

Ich war weit weg von zuhause. Ich war in Mittel-England auf der stark befahrenen Autobahn Richtung London. Natürlich weder als Fahrer, das war unsere Tochter, noch als Beifahrer, das war mein lieber Mann, sondern als Häufchen Angst zusammen gekauert auf der Rückbank. Ich kann mich einfach nicht an die falsche Straßenseite gewöhnen und werde deshalb immer nach hinten verbannt, damit ich nicht so viel vom Verkehr sehe und abtauchen kann.

Das leise Geräusch im Motorenlärm sagte mir überhaupt nichts.

"Mutti, kann das dein Handy sein?"

"Handy? - Mein Handy?

Hektisch wühlte ich in meiner Handtasche. Die Melodie kannte ich nicht. Ich wurde nie angerufen. Ich kannte lediglich den Signalton von SMS.

Unmittelbar, bevor die Melodie abriss, riss ich das Handy ans Ohr: "Hallo!"

Es war die Redaktion von OPINIO. Sie fragten, ob sie meinen Namen und Adresse weitergeben dürfen. Die Usedom-Tourismus GmbH im Seebad Bansin hatte meinen Bericht über die Sonneninsel in der Rheinische Post gelesen  und wollte sich gerne mit einem kleinen Geschenk bei mir bedanken. "Sind Sie damit einverstanden?"

 

Klar war ich das. Ich konnte es kaum erwarten, ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Was mochte das wohl sein?

 

Zuhause fand ich den Brief vor. Ein sehr persönlich gehaltenes Schreiben vom Chef Herrn Balke und seinem Team. Er schrieb von meinem großartigen Bericht, den sie in der RP gelesen hatten, dabei war das nur eine gekürzte Fassung ohne Fotos gewesen. Sie waren hellauf begeistert.

Ich zitiere: Das hat uns hier auf Usedom auf eine Idee gebracht: Usedom-Liebhaber, Menschen mit einer Verbundenheit zur Insel, Personen des öffentlichen Lebens zu "Usedom Botschaftern" zu ernennen. Sie genießen Urlaub auf Usedom, geben ihre Faszination weiter und begeistern weitere Menschen für die Insel. Weil auch Sie sich so sehr mit der Insel Usedom verbunden fühlen, möchten wir Ihnen diese Botschafterrolle mit einem Geschenk versehen übertragen. Sie erhalten einen Gutschein für den Kaiserbäder-

ring, ...

Einzulösen ist der Gutschein direkt bei uns ...

 

Wow! Das Foto auf dem Gutschein machte mich sofort heiß: ein breiter Designer-Ring, unterteilt von einer offenen Welle mit drei hin und her schwimmenden Kügelchen darin. Ich wollte ihn!

 

Ein Jahr hatte ich Zeit, meinen Ring in Bansin abzuholen.

Nur - wie und wann sollte ich hinkommen? Usedom ist ja mal nicht gerade um die Ecke von hier aus. Einmal diagonal quer durch ganz Deutschland von einem Ende zum nächsten.

Nach etlichen Telefonaten und Versuchen platzte schließlich auch meine letzte Hoffnung: kein Urlaub, kein Usedom, kein Kaiserbäder-Ring.

Kein Kaiserbäder-Ring?

Damit konnte und wollte ich mich nicht abfinden.

Schließlich rief ich die Tourismus-GmbH an und schilderte ihnen meine Lage. "Bitte, schickt mir den Ring doch zu. Ich bezahl auch gerne das Porto."

Es war kein Problem, der Geschäftsführer schickte mir Grüße - und den Ring.

Meinen Botschafter-Ring.

Den Kaiserbäder-Ring.

Eingebettet in eine Kugel voller Glasperlchen.

Edel und wunderschön.

Ein toller Ring, eines Usedom-Botschafters würdig.

 

Mein Ring

 

Danke Usedom!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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